Bin ich ängstlich oder was?

Eine Angststörung – was ist das eigentlich genau?, fragt mich neulich meine Freundin bei einem Spaziergang durch den Wald. Und dann schiebt sie gleich mit erschrockenem Blick hinterher: „Habe ich schon eine Angststörung, weil ich mich bei Gewitter fürchte oder mir Sorgen um meine Kinder mache?“ Ich muss innerlich schmunzeln, denn meine Freundin neigt tatsächlich dazu, sich um alles und jeden zu sorgen. Doch eine Angststörung hat sie deshalb noch lange nicht, kann ich sie beruhigen.

 

Ängste sind erstmal etwas ganz Natürliches. Wir brauchen sie sogar, denn sie haben für uns eine Art Schutzfunktion. Angstgefühle warnen uns vor gefährlichen Situationen und schützen uns davor, uns ohne mit der Wimper zu zucken direkt hineinzustürzen. Ich versuche es meiner Freundin an einem Beispiel zu verdeutlichen: „Wenn du einem zähnefletschenden Hund gegenüberstehst, denkst du da eher an Flucht oder an Kuscheln? Dein Angstgefühl signalisiert dir vermutlich ganz deutlich, dass du eher den Rückzug antreten solltest, statt ihn freudestrahlend zu streicheln!“

 

Was macht aus einer Alltagsangst also nun eine ernstzunehmende Angststörung? Einfach ausgedrückt: Immer dann,
- wenn uns unsere Angst übermäßig blockiert und lähmt,
- wenn sie dazu führt, dass wir unser Leben nicht mehr so leben können, wie wir es uns wünschen,
- wenn wir uns zurückziehen und isolieren,
- wenn wir alles vermeiden, was mit unserer Angst zusammenhängt
- und unsere Lebensqualität deutlich darunter leidet,

dann wird es Zeit, etwas dagegen zu tun und der eigenen Angst die Stirn zu bieten.

 

„Wenn du also nachts nicht schlafen kannst vor Sorge um deine Lieben, du deine Kinder in Watte packst und sie am liebsten den ganz Tag kontrollieren würdest, wenn du deshalb ständig angespannt bist und schon Magenschmerzen bekommst, dann gebe ich dir gerne einen Termin in meiner Praxis“, lache ich meine Freundin an.

 

Erst schaut sie mich ganz erschrocken an, doch dann bricht auch sie in herzhaftes Lachen aus. Und so schlendern wir weiter durch den Wald – völlig entspannt. Und meine Freundin hat an diesem Tag eine ihrer wichtigsten Fragen geklärt.

 

 

Mit entspannten Grüßen
Ihre Petra Syring